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Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Roadshows - neue Ziele, neue Formate

Von Patrick Kiss, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung: Head of Investor & Public Relations, Deutsche EuroShop AG

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht im GoingPublic Magazin, August 2007, S. 62-63

 

Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Das könnte einem in den Sinn kommen, wenn man an Südafrika als Ziel einer Roadshow denkt. Tatsächlich kann es sich aber lohnen, Roadshows abseits der üblichen Trampelpfade in Europa und Nordamerika in Erwägung zu ziehen.

Jährlich besuchen Millionen Touristen das Land an der Südspitze des afrikanischen Kontinents. Das Interesse der meisten Besucher konzentriert sich auf die schönen Küstenabschnitte, die Weinanbaugebiete und natürlich auf die faszinierenden Wildparks. Das Land bereitet sich auf die Fußballweltmeisterschaft 2010 vor. Allerorts sind Investitionen in Transport und Infrastruktur sichtbar. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten drei Jahre war für Südafrika der stärkste in den letzten 25 Jahren und gleichzeitig der längste nach dem 2. Weltkrieg. Die Kennziffern 2006 des rohstoffreichen Landes: Bruttosozialprodukt +5%, Inflation 5%, Arbeitslosigkeit über 20%.

Jo'burg und Cape Town - das New York und Boston Südafrikas

Südafrika hat drei Finanzplätze: Johannesburg, Kapstadt und Durban. Die zehn wichtigsten Investmentgesellschaften managen zusammen etwa 50 Mrd. Euro. Die Johannesburger Börse (der FTSE/JSE All Share Index stieg im 1. Halbjahr 2007 um 14%) ist die größte Börse Afrikas und gehört zu den wichtigsten der Welt. Sie befindet sich im Stadtteil Sandton, wo auch die meisten heimischen Banken und Finanzdienstleister ihren Hauptsitz haben. Unternehmen können dort die Investoren wie auf Roadshows in New York oder Paris in deren Büros treffen oder Konferenzräume in Hotels und Banken nutzen. In Kapstadt, wo die großen Investmentgesellschaften maximal 15 Minuten von der Stadtmitte angesiedelt sind, ist ein zentraler Ort für die Meetings für alle Beteiligten komfortabel. Die besten Monate für Trips nach Südafrika sind Oktober/November sowie Februar/März. Dezember, Januar und April kommen aufgrund der Ferienzeit nicht in Betracht.

Von Deutschland fliegt man abends los und kommt nach 10 bis 12 Stunden Flugzeit morgens in Johannesburg oder Kapstadt an. Der lästige Jetlag entfällt, da sich Südafrika in der gleichen Zeitzone wie Deutschland befindet. Der Rückflug kann ebenfalls abends starten, sodass man den nächsten Tag voll zur Verfügung hat, wenn man morgens einschwebt.

Lokale Partner helfen bei der Organisation

Die Roadshow der Deutsche EuroShop im Februar 2007 wurde von der Nedbank, einer der größten Banken des Landes, organisiert. Wir haben unser Unternehmen bei zwei Gruppenpräsentationen in Johannesburg und Kapstadt über 50 Investoren vorgestellt. Unsere Präsentation hatten wir um allgemeine Daten zum Immobilienmarkt und Einzelhandel in Deutschland erweitert, um die Investoren in das Thema einzuführen. Hilfreich war, dass ein Unternehmen unserer Peergroup neben London ein Zweitlisting in Johannesburg hat und südafrikanische Investoren 45% der Aktien halten.

Meist präsentieren sich in Südafrika multinationale Konzerne, die selbst geschäftliche Verbindungen in das Land haben. Bei der Deutsche EuroShop ist das nicht der Fall, und dennoch war die Roadshow ein Erfolg: Mehr als 3% der Deutsche EuroShop-Aktien befinden sich inzwischen in südafrikanischem Besitz.

Aufgrund der Distanzen auch innerhalb des Landes kann es Sinn machen, dass sich mehrere Unternehmen zusammenschließen und auf Reise gehen. Zwei bis drei Tage sollte man für eine Südafrika-Roadshow einplanen.

Dual-Roadshow mit zweiter Immobilien-AG

Eine solche kombinierte Roadshow hat die Deutsche EuroShop Ende April gemeinsam mit der Patrizia Immobilien AG in den USA und Kanada durchgeführt. Diese als "Dual-Roadshow" bezeichnete Tour in den Städten Boston, Montreal, Toronto und Chicago wurde von der Deutschen Bank organisiert und von ihrem Sektor-Analysten begleitet.

Die Idee des Konzepts ist ganz einfach: Zwei Unternehmen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Einzelhandel bzw. Wohnen) aus dem gleichen Sektor und dem gleichen Index (MDAX) stellen ihre Geschäftsmodelle, Strategien und Ziele abwechselnd bei den gleichen Investoren vor - sie geben sich buchstäblich die Türklinke in die Hand. Die Investoren, Generalisten wie Spezialisten, haben dadurch die direkte Vergleichsmöglichkeit.

Poker in den Pausen

Für die Unternehmensvertreter hat diese Variante nach Ablauf des Pflichtprogramms den Charme, dass man die übrige Reisezeit gemeinsam gestalten kann. Pokerrunden bei Flugverspätungen gehörten während unserer Roadshow ebenso dazu wie Besuche der angesagten Steak-Restaurants - und natürlich Shopping.

Von den Investoren wurde dieses Roadshow-Format anfangs oft mit Verwunderung aufgenommen, aber spätestens wenn die zweite Gesellschaft eintraf, erkannten sie den Mehrwert und stellten präzise Fragen, um die Diskussionspunkte von einer anderen Seite zu beleuchten oder die Strategieansätze vergleichen zu können.

Fazit: Fortsetzung folgt

Für 2008 plant die Deutsche EuroShop erneut eine kombinierte Roadshow, eventuell sogar ergänzt durch ein weiteres Unternehmen mit dem Schwerpunkt Büroimmobilien. Die Weiterentwicklung dieser Idee wäre eine gemeinsame Tournee von vier bis fünf Unternehmen aus einem Sektor, die sich in verschiedenen Städten an einem zentralen Ort präsentieren - eine Art "Wander-Konferenz".

 
 

© 2008 by Patrick Kiss

Links

www.goingpublic.de
www.deutsche-euroshop.de