Home


„Die Evaluation von Kommunikation war schon immer schwierig“

Interview
Links

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht im GoingPublic Magazin März 2005, S. 46-47

Interview mit Patrick Kiss, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung: Head of Investor & Public Relations der Deutsche EuroShop AG und Vorstandsmitglied des DIRK

Die Fragen, die sich aus den gesetzlichen Neuregelungen des Anlegerschutzverbesserungsgesetzes (AnSVG) ergeben, sind nur ein wichtiger Themenbereich, der die Investor Relations-Verantwortlichen in diesem Jahr beschäftigt. Erfolgsmessung, Best Practices und Fixed Income Investor Relations sind weitere Schlagworte, die die Diskussionen beherrschen. Über die vielfältigen Herausforderungen und Trends in der IR-Arbeit sprach GoingPublic mit Patrick Kiss, Head of Investor & Public Relations der Deutsche EuroShop AG und Vorstandsmitglied des DIRK.

GoingPublic: Herr Kiss, welche IR-Themen spielen in diesem Jahr die größte Rolle?

Kiss: Natürlich kann keiner umhin, die durch das AnSVG eingeführten Regelungen umzusetzen. Ob der Anleger dadurch dann auch wirklich besser geschützt ist und sein Vertrauen in den Kapitalmarkt steigt, lasse ich dahin gestellt. Der DIRK will in diesem Jahr die Erfolgsmessung von Investor Relations thematisieren, wobei die Evaluation von Kommunikation immer schon schwierig war und auch bleibt. Es gibt aber diverse Möglichkeiten, die wir auch auf der diesjährigen DIRK-Jahreskonferenz vorstellen werden, denn immer mehr Unternehmen beginnen damit, die IR-Manager anhand ihrer Leistungsbewertung variabel zu vergüten.

GoingPublic: Sie haben verschiedene Methoden zur Beurteilung der IR-Arbeit angesprochen. Welche Möglichkeiten gibt es den Erfolg dieser Arbeit zu messen?

Kiss: Wichtig dabei ist, gerade wenn finanzielle Aspekte mit einfließen, daß vom IR-Manager beeinflußbare Größen zur Beurteilung herangezogen werden. Deswegen ist es eigentlich zu wenig, nur auf Rankings, wie es sie beispielsweise für IR-Auftritte im Internet, für Geschäftsberichte aber auch die allgemeine IR-Arbeit gibt, zu schauen. Darüber hinaus ist es wichtig in der jeweiligen Zielgruppe regelmäßig nachzufragen, wie zufrieden die Adressaten mit der IR-Arbeit sind, was ihnen noch fehlt oder wie Unternehmen wahrgenommen wird. Daran läßt sich dann feststellen, ob vorher festgelegte Ziele wie z.B. die Vermittlung der Unternehmensstrategie erreicht wurden.

GoingPublic: Welche Herausforderungen stellen sich Investor Relations-Verantwortlichen?

Kiss: Problematisch für kleinere AGs ist häufig die Liquidität des Titels – d.h. die Handelsvolumen sind zu gering – und das fehlende Interesse der institutionellen Anleger. Als beispielsweise die Deutsche EuroShop im Jahr 2003 die Zulassung für den Prime Standard bekommen hat, erreichte unsere Marktkapitalisierung ziemlich schnell den Bereich von SDax bzw. sogar MDax. Unser Schwachpunkt waren allerdings die Börsenumsätze. Als Immobilienaktie wurden wir zu wenig gehandelt. Als Dividendenwert hatten wir zudem über 60 % Privatanleger, die unsere Aktien kauften und im Depot behielten.

GoingPublic: Wie können diese Probleme gelöst werden?

Kiss: Ein wichtiger Aspekt ist es die Best Practices für IR anzuwenden: Transparenz, Kommunikation, faire Information aller Marktteilnehmer. Um das Ziel Umsatzsteigerung zu verwirklichen, hat sich die Deutsche EuroShop z.B. auf Konferenzen und Roadshows präsentiert. Auch Designated Sponsors können eine große Rolle für die Wahrnehmung eines Unternehmens am Markt spielen. Seit wir einen Designated Sponsor einsetzen, kommt es auf Xetra nicht mehr zu Kursschwankungen bei niedrigen Umsätzen, wie wir sie früher hatten. Nicht zu vergessen ist natürlich die Coverage eines Unternehmens durch Research-Häuser. Eine Möglichkeit ist,  Research in Auftrag zu geben. Dies kann das Interesse anderer Analysten an einem Unternehmen wecken. Letztendlich haben bei der Deutsche EuroShop all diese Maßnahmen dazu geführt, deutlich mehr Aufmerksamkeit und damit mehr – auch institutionelle – Investoren für das Unternehmen zu gewinnen, so daß wir innerhalb kürzester Zeit in den MDax aufsteigen konnten.

GoingPublic: Welche weiteren großen IR-Trends erkennen Sie in diesem Jahr?

Kiss: Ein Trend ist sicherlich, daß die Kommunikation – und das betrifft nicht nur die Investor Relations-Abteilungen sondern auch die Public Relations-Verantwortlichen – sehr viel juristischer wird. Das ist eine Folge der gesetzlichen Neuregelungen. Es muß viel mehr geprüft und dokumentiert werden als bisher – d.h. mehr Bürokratie zieht ein. Am besten wäre wohl, vor allem bei der derzeitigen Rechtsunsicherheit durch das Fehlen eines Leitfadens, neben der IR-Abteilung noch eine Rechtsabteilung für Finanzmarktfragen einzurichten bzw. entsprechende Spezialisten zu beschäftigen. Das könnte in diesem Jahr tatsächlich ein Thema sein. Der zweite Punkt ist, auch bedingt durch die Gesetzesänderung, daß wir mehr Ad-hoc-Mitteilungen sehen werden. Diese werden künftig sehr häufig durch eine lange Liste von ISINs eingeleitet werden. Kürzlich gab es beispielsweise eine von der Deutschen Bank, in der fast 200 Wertpapiere der Bank aufgelistet waren. Grund dafür ist, daß alle Wertpapiere eines Unternehmens, nicht nur die Aktien, von der Ad-hoc-Relevanz betroffen sind. Das wird den Trend in den Unternehmen verstärken, über die Investor Relations-Abteilungen auch die Fixed Income-Investoren zu betreuen.

GoingPublic: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Birgit Wacker-Hadj Ammar.


© 2008 by Patrick Kiss

Links

www.goingpublic.de
www.deutsche-euroshop.de
www.dirk.org